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Main Echo, 27.04.2002

"Geschwisterpaar" als Leihgabe an die Gemeinde

Haibach. Das Kunstwerk "Geschwisterpaar" von Ingrid Hornef aus Hofheim/Taunus ist an seinem inneren Ursprung angekommen. Das im Jahr 2000 im Rahmen der Ausstellung KUNST-RASEN prämierte Kunstobjekt wurde vorher in Rohrbrunn, Bad Orb, Aschaffenburg und Gelnhausen gezeigt.

Aufgabe der Ausstellung war, die Kulturlandschaft Spessart in Kunstwerken in Material, Inhalt und Form auszudrücken. Ingrid Hornef löste dies mit dem "Geschwisterpaar". Das Material ist Spessart-typischer Buntsandstein, Inhalt und Form drehen sich um die Legende des Geschwisterpaares mit dem Goldenen Kessel, das auf der Ketzelburg spielt:

Einmal hüteten zwei Kinder am Fuße der Burg das Vieh, ein Knabe und ein Mädchen mit Namen Anna Amalie, genannt das "Annamiälche". Die Geschwister spielten im Sand und bauten allerlei Gebilde. Auf einmal sahen sie, wie sich zwischen ihnen der Boden hob und langsam etwas höher und höher geschoben wurde; zuerst erschien ein kleiner eiserner Ring und daran ein großer Bogen, wie an einem Kessel. Zum guten Schluss kam dann ein Kessel zum Vorschein, darinnen etwas brodelte und kochte, das aussah wie weiße Rüben.

Der Knabe ergriff den Hirtenstecken und steckte ihn durch den kleinen eisernen Ring gegen das Mädchen hin. Dieses griff nach dem anderen Ende und sie wollten dem Kessel, der sich gar so langsam hob, ein wenig nachhelfen. Die Last wurde den Kindern schwerer und schwerer, und wie sie sich so abplagten und hoben, dass sich ihnen die Backen aufbliesen, da rief der Knabe erschöpft: "Annamiälche, heb´, dass du die Kränk´ kriegst, heb´!" Aber in diesem Augenblick war der Kessel und sein Inhalt mitsamt dem großen Bogen in der Tiefe versunken, und nur der kleine Ring, durch den sie den Stecken hielten, blieb ihnen zurück. Hätte der Junge geschwiegen, bis dass der Kessel ganz aus der Erde gewesen wäre, so hätten sie einen großen Schatz gehoben und wären reiche Leute geworden. So hatten sie nur den kleinen Ring, und der Schatz ist seit jener Zeit nicht mehr gesehen worden.

Die Skulptur erreicht mit ihrer Aufstellung am Fuß der Ketzelburg nun erstmals den Ort, mit dem sie sich beschäftigt.

Die Künstlerin erklärt ihre Figur selbst: "In meiner Sandsteinskulptur findet man das Geschwisterpaar (Vorderseite mit Trennlinie) wieder, aber er erinnert auch mit seinen Zinnen an die Ketzelburg (Rückseite ohne Trennlinie), von der ja verborgene Fundamente belegen, dass die Legende einen historischen Hintergrund hat.

Die Skulptur soll aber nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern steht auch für die Gegenwart und Zukunft. Die Menschen (zwei androgyne Gestaltzeichen) tragen auf ihrem Kopf (Zentrum des Denkens) eine gefüllte Schale.

Diese volle Schale wiederum steht als Symbol für Innovation, Geist, Kraft, Idee und Aufbruch. Aber im Gegensatz zu der Legende verschwindet die Schale nicht. Sie könnte ein Symbol für das neue Spessartbild sein, aus der man immer wieder aufs Neue schöpfen kann."

Ingrid Hornef hat das "Geschwisterpaar" der Gemeinde Haibach als Leihgabe zur Verfügung gestellt.


 

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