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Lohrer Echo, 08.06.2002

Kulturlandschaft Spessart birgt vielfältige Zeugnisse menschlicher Aktivitäten

Ausstellung in alter Zehntscheune am Schlossplatz bald der Öffentlichkeit zugänglich

Lohr In einer Woche ist die Ausstellung in der Zehntscheune am Lohrer Schlossplatz für die Öffentlichkeit zugänglich, die Exponate von zwölf Projekten aus zehn europäischen Ländern zum Thema »Wege zur Kulturlandschaft« zeigt. Aus diesem Grund informierte der Leiter des ebenfalls in der Zehntscheune ansässigen Europäischen Koordinationsbüros, Harald Rosmanitz, am Donnerstagabend über Inhalte und Ziele des Projekts.

Bis zum 15. Mai 2004 soll die Leitstelle, versehen mit Fördermitteln der Europäischen Union, Büro, Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche für das Projekt mit zwölf Partnerorganisationen in zehn europäischen Ländern sein. Die Stadt Lohr fördert das Projekt durch die Einrichtung des Büros in der alten Zehntscheune am Schlossplatz und die Übernahme der Kosten für den laufenden Betrieb.

Das Anliegen der zwölf Partnerorganisationen, die von Nordengland bis zum italienischen Trentino in ganz Europa verstreut sind, ist die Erforschung, Vermittlung und nachhaltige Entwicklung ihrer Kulturlandschaft unter dem offiziellen Titel »Pathways to Cultural Landscapes« (»Wege zur Kulturlandschaft«). Insgesamt werden 1,5 Millionen Euro investiert.

Hintergrund des Projektes ist laut Harald Rosmanitz der zunehmende Flächenverbrauch. Wenn so weiter gebaut wird wie bisher, ist in 80 Jahren ganz Deutschland zugebaut, rechnete der 40-jährige, geborene Karlsruher vor. Jeden Tag werde in der Bundesrepublik eine Fläche so groß wie zwei Fußballfelder zugebaut.

In der Bevölkerung stellte Rosmanitz aber ein Umdenken fest: Es gehe nicht mehr darum, »möglichst viele Quadratmeter für sich und seine Lieben« zu ergattern.

Umwelt, Landschaft, Wohnumfeld, Wald, die Möglichkeit zum Spazierengehen hätten eine neue Wertigkeit bekommen. Darauf habe die EU mit ihrer Landschaftskonvention reagiert, die Grundlage für die Arbeit des Büros ist.

Diese EU-Initiative passt nach Rosmanitz Worten genau zusammen mit dem »Archäologischen Spessartprojekt«, das aus einer Tagung 1996 in Bad Orb resultiert. Sein Ziel sei es, den Spessart aus den 50er-Jahre-Klischees einer armen Landschaft (»Gläser und Räuber«) zu befreien und ihn besser zu vermarkten. In diese Tätigkeit des »Archäologischen Spessartprojekts« sei daher das europäische Projekt eingebunden worden.

Landschaft nicht verträumt sehen

Landschaft solle nicht verträumt und romantisch gesehen werden: »Wir gehen bei unseren Forschungen vom jetzigen Zustand aus.« Eine Kulturlandschaft sei jede Landschaft, die vom Menschen überformt wurde. Für diese Definition biete sich der Spessart geradezu an, der seit 1000 Jahren vor der Zeitenwende von Menschen umgestaltet werde. Der Spessart ist eines der zwölf europäischen Projekte, die das Lohrer Büro koordiniert.

Diese waldreiche Buntsandsteinlandschaft berge vielfältige Zeugnisse menschlicher Aktivitäten aller archäologischer und geschichtlicher Epochen, sagte Rosmanitz. Dementsprechend sei der Spessart abweichend von traditionellen Auffassungen als historische Kulturlandschaft zu sehen. In einer raumbezogenen Datenbank würden naturwissenschaftliche Daten sowie Daten aus den Themenbereichen Archäologie und Historische Geografie erhoben, archiviert und modelliert.

»Wege zur Kulturlandschaft« kümmere sich um Brauchtumspflege, verschwundene Traditionen und die Archäologie. Ein wichtiges Ziel seien die didaktische Aufbereitung und pädagogische Vermittlung des Projektes. Deshalb spiele die Arbeit mit Kindern eine besondere Rolle. In Frammersbach arbeite er mit dem Kindergarten St. Elisabeth zusammen, der eine Ausstellung ab Mitte Juli im Heimschneider- und Fuhrmann-Museum vorbereitet.

Außerdem trat das Koordinationsbüro bereits auf Messen wie der Main-Spessart-Ausstellung in Lohr auf, es gab einen Austausch mit Partnerprojekten wie der Meteoritenkraterlandschaft in Kaali (Estland) und die Information von EU-Politikern. Der im ersten Stock der alten Zehntscheune befindliche »Rohling für eine Ausstellung« ist laut Rosmaitz etwa in einer Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Interessenten sollen sich im Touristinfo-Büro im ersten Stock melden.

Zu sehen gibt es neben Modellen verschiedener historischer Siedlungsformen unter anderem ein geologisches Modell des Spessarts, Torfsoden aus Irland und Lärchenholz aus Italien, das den Rohstoff für die Geigenbauer von Cremona liefert.

Neben der realen Ausstellung in der Zehntscheune kann man sich im Internet unter der Adresse www.pcl-eu.de auch eine »virtuellen Ausstellung« ansehen und sich über das gesamte Projekt informieren.

 

In einer Woche ist die Ausstellung in der Zehntscheune am Lohrer Schlossplatz für die Öffentlichkeit zugänglich, die Exponate von zwölf Projekten aus zehn europäischen Ländern zum Thema »Wege zur Kulturlandschaft« zeigt. Leiter des in Lohr ansässigen Koordinationsbüros ist Harald Rosmanitz (hinter dem Modell einer mittelalterlichen Wurt, einem künstlich aufgeschichteten Wohnhügel in der Marsch).

Foto: Thomas Josef Möhler


 

This document has been printed from http://www.pcl-eu.de/

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