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Main Echo, 19.01.2002

Arbeitsgruppe besprach die Stationen des kulturhistorischen Rundwegs

von Doris Pfaff

Ofenkeramiken aus Wiesener Schloß erheblich älter als das Schloß selbst

Wiesen. Die Vergangenheit lebt auf, sobald man sich in sie vertieft. So gesehen ging es am Dienstagabend im Rathaus in Wiesen spannend zu. Der Anlass: Eine im Frühjahr vergangenen Jahres gegründete Arbeitsgruppe, bestehend aus Fachleuten, Rathauschef Gerhard Büdel und Stellvertreter Martin Hartmann sowie interessierten Ortsbürgern traf sich nun zum vierten Mal, um den geplanten kulturhistorischen Rundweg voranzubringen.

Die Idee zu diesem facettenreichen Wanderweg entstand aus dem »Archäologischen Spessartprojekt« (ASP) mit Sitz in Aschaffenburg, das sich wissenschaftlich mit der Erforschung des Spessarts beschäftigt. Mit von der Partie war am Dienstagabend auch Harald Rosmanitz vom Europäischen Koordinationsbüro »Pathways to Cultural Landscapes« in Lohr.

Experte für Keramiken

Harald Rosmanitz, ehemaliger Leiter des Keramikmuseums Westerwald lieferte neben aufschlussreichen Anekdoten auch besondere Informationen zu den gefundenen Ofenkeramiken aus dem Wiesener Jagdschloss - die vorgesehene »Startmarke« des Wiesener Kulturrundweges.

Der heutige Schlossbesitzer, Dr. Ingo Gräfling, hatte zu diesem Thema einige aufregende Nischenkachelstücke (angenommene Herstellungszeit laut Rosmanitz: zirka 1400) zur Ansicht mitgebracht. Alter und Herkunft der Fundstücke lassen neue Erkenntnisse über die Historie des Jagdschlosses vermuten.

Nach Ansicht Dr. Gräflings könnte das geschichtliche »Fundkonvolut« (Sammelmappe von verschiedenen Schriftstücken) des Wiesener Schlosses neue Hinweise

bringen. Auf jeden Fall sei der Spessart um die Erbauungszeit des Schlosses (1597) »keine Wüste« gewesen, sondern habe ein »hohes Maß an Reichtum vorzuweisen«, stimmte Rosmanitz der Meinung Dr. Gerrit Himmelsbach, Leiter des Archäologischen Spessartprojekts, zu.

Mit der vorläufig nächsten Besichtigungsstation auf dem Rundweg, das ehemalige Waisenhaus beziehungsweise die Erziehungsanstalt aus dem Jahr 1881 (jetziges Haus Josuah), kommt einem außergewöhnlich sozial und politisch engagierten Mann, Pfarrer Dr. Friedrich Frank, eine weitere nachträgliche Ehre zuteil.

Glashütten als Fixpunkte

Eigentliche Fixpunkte des geplanten Wiesener Kulturweges sollen aber die unterschiedlich erhaltenen Glashütten am Aubach und im »Birklergrund« werden. Mit seinen verschiedenen Publikationen zum Thema »Glashütten im Spessart« ist Dr. Gerhard Kampfmann Experte auf diesem Gebiet.

Als weitere »Elemente« des etwa neun Kilometer langen Wanderweges schlug Forstamtsrat Reiner Stanzel ein »geheimnisumwittertes« Steinkreuz sowie einzelne Hohlwege mit gut erhaltenen Sandsteintrockenmauern vor.

Weitere Nachforschungen

Das reichhaltig gesammelte Geschichtsmaterial der beiden Wiesener Ortschroniken von Rainer Büdel bietet die wesentlichen Informationen für den angedachten Kulturrundweg. Ob weitere Nachforschungen, zum Beispiel im Würzburger, Staatsarchiv Erfolg versprechend sind, wollen zudem Reiner Stanzel und Ilse Friess vom Wanderverein »Tannenhäher« in Zusammenarbeit mit Dr. Gerrit Himmelsbach herausfinden.

Darüber hinaus will Himmelsbach kartografische Ergebnisse zum Thema »Birklergrund« herausfiltern. Als Grundlage dient die so genannte »Pfinzigkarte«, die älteste komplette Spessartkarte aus dem Jahr 1594. Man geht davon aus, dass die »Pfmzingkarte« eine Verkleinerungskopie einer ursprünglichen Spessartkarte (erstellt zwischen 1562 und 1564) des Nürnberger Kartografen Jörg Nöttelein ist und den Zustand des Spessarts um 1562 glaubwürdig darstellt.


 

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