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Main Echo, 23.04.2002

Ältestes Haibacher Bauwerk wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Brunnenstube stammt aus dem Jahr 1525 und ist in Kulturrundweg einbezogen

Haibach. Am Samstag, 27. April, wird das älteste Haibacher Bauwerk aus dem Jahr 1525 der Öffentlichkeit übergeben, die Brunnenstube der Aschaffenburger Schloss- oder Hofwasserleitung. Erhebliche Vorarbeiten zum Bewähren, Sichern, Dokumentieren und zur Unterschutzstellung wurden vom Heimat- und Geschichtsverein Haibach-Grünmorsbach-Dörrmorsbach(HGV) unter Leitung von Albin Blatt im Vorfeld bereits erledigt.

Dem Verein zur Erhaltung und Pflege der Kulturdenkmale im Landkreis Aschaffenburg mit seinem Vorsitzenden Peter Körner war es gleichfalls ein Anliegen, ein derartiges Dokument aus dem 16: Jahrhundert zu erhalten. Im Rahmen des archäologischen Spessartprojektes fand die Brunnenstube ebenfalls großes Interesse. Dr. Gerrit Himmelsbach und Dr. Gerhard Ermischer haben das Projekt in den neuen Kulturrundweg einbezogen, der ebenfalls am Samstag eröffnet wird.

Erbaut wurde die Brunnenstube für das erste Aschaffenburger Schloss. Kardinal Albrecht von Brandenburg gab im Jahre 1525, als Kurfürst von Mainz den Auftrag, für sein in Aschaffenburg gelegenes Schloss eine Wasserleitung zu bauen. Hierzu wurde eine auf der Gemarkung Haibach gelegene Quelle gefasst und das Quellwasser in ein Gebäude, die Brunnenstube eingeleitet. Die Brunnenstube ist ein überbautes Absetzbecken, Sarg genannt, indem sich schwere Teile im Wasser absetzen können. Nachdem: das Wasser das Becken oder den Sarg passiert hatte, konnte es in Röhren (aus Stein gefertigte Hohlquader) über den Kühruhgraben in Richtung Aschaffenburg fließen und dort das Schloss mit Trinkwasser versorgen.

Unter Kurfürst Hans Schweickard wurde in den Jahren 1605 bis 1614,das neue Aschaffenburger Schloss erbaut. Im diesem Zusammenhang wurde auch die seit 1525 bestehende Hofwasserleitung erweitert und dazu die alte Quelle am Haibacher Berg neu umfasst sowie eine vor dem Büchelberg entspringende Quelle beigezogen. Insgesamt drei Brunnenstuben waren im Verlauf der erweiterten Hofwasserleitung zu finden. Das Trinkwasser, das aus Haibach nach Aschaffenburg floss, stand nicht ausschließlich dem Schloss und seinen Bewohnern zur Verfügung. Bald wurde Wasser für den Hofgemüsegarten im geschlossenen Schöntal abgezweigt.

In der Stadt selbst wurden neben dem Schloss und diversen geschäftlichen und privaten Anwesen .noch folgende Einzelabnehmer bedient: das. Institut der Englischen Fräulein; die Brauerei Schlappeseppl, das Ritualbad der Synagoge und das Kapuzinerkloster. Noch im Jahre 1928 waren 28 Wasserabnehmer an der Schlosswasserleitung angeschlossen. 1931 wurde die Hofwasserleitung im Stadtkern außer Betrieb genommen. Der Brunnen am Magnolienhain im Schöntal wurde weiterhin mit Wasser aus Haibach gespeist. Beim Bau der Sparkasse legte man die Leitung frei. Steinquaderrohr-, Tonrohr- und Holzröhrenstücke bewahrte der Heimat- und Geschichtsverein auf und stellt sie in einem Neubau neben der Brunnenstube aus. Die Leitungsführung ist in einem Liquidationsplan der Stadt eingezeichnet. Als im Jahre 1868/69 die Bahnlinie Aschaffenburg-Miltenberg; gebaut und in Betrieb genommen wurde, mag die alte Wasserleitung bei der Festlegung der Höhenlage eine wesentliche Rolle gespielt haben. Über einen Zeitraum von mehr als 131 Jahren wurde die Hofwasserleitung unter einem eisernen Steg über die Bahnlinie geführt. Diesen Steg riss man erst im Jahre 2000 wegen des Ringstraßenneubaues ab: Im Schloss selbst tritt das Wasser am alten Wartturm zu Tage, wo, es zweistrahlig in Särge rann. Bei Ausgrabungen im Schlosshof (1982 bis 1984) konnte ein Becken gefunden werden, welches als Wasserverteiler über Jahrhunderte, hinweg seine Funktion erfüllte. Um die Bedeutung und das Alter der Hofwasserleitung herauszustellen sei erwähnt, dass die Zeughausleitung als zweite Wasserleitung für Aschaffenburg erst 292 Jahre nach der Hofwasserleitung in Betrieb genommen wurde.

Mit der Brunnenstube soll Geschichte erlebbar gemacht werden Durch die vorgesehene Rekonstruktion der Anlage kann dein Besucher vermittelt werden, in welcher Art und Weise sich das höfische Volk (später auch repräsentative Institutionen) im 16. Jahrhundert mit dem lebenswichtigen Grundelement Trinkwasser versorgte. Ferner wird das Objekt deutlich zeigen, mit welchen Mechanismen die Trinkwasseraufbereitung (Absetzbecken) in diesem Zeitabschnitt erfolgte. Bei der Rekonstruktion ließen die Planer unter Leitung von Albin Blatt vom Haibacher Geschichtsverein die südwestliche Wandscheibe entfallen, um durch diesen Einblick die Funktion wahrnehmen und nachvollziehen zu können. Das zu ersetzende Mauerwerk wurde ausschließlich aus vorgefundenen Sandsteinquadern des Originalgebäudes hergestellt: Den nur noch bruchstückhaft vorhandenen Sturzstein hat die Meisterschule für Steinmetze in Aschaffenburg neu hergestellt. Das Gleiche gilt für die nicht mehr; auffindbare zweite Abdeckplatte aus rotem Sandstein. Der eigentliche Zugang zur Brunnenstube erhielt eine Türe aus Eichenbohlen.

Das Umfeld der Brunnenstube war völlig neu zu gestalten, da durch die Einfüllungen erhebliche Erdabtragungen nötig wurden. Stützmauern waren zur Sicherung der umgebenden Erdhänge notwendig. Die Bepflanzung der Anlage übernahm die Gemeinde Haibach. Informationstafeln geben dem Betrachter Wissenswertes über die Anlage bekannt. Eine ausführliche Erläuterung auf einer Hinweistafel, verbunden mit einem Plan über die historische Leitungsführung, wird die Neugierde des .Betrachters stillen. Die Funktionen sind deutlich erkennbar, so dass der HGV .stolz sein darf, auf die in zahllosen Arbeitseinsätzen geleistete Arbeit. Am 27. April soll das kleine Ensemble in Verbindung mit der Eröffnung des ersten Kulturrundweges in Haibach im Beisein aller Beteiligten, Spender, Gönner und Helfer übergeben werden.


 
design: Kai M. Wurm
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