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Lohrer Echo, 17.05.2002

Abschied von der Vollpension

Der Begriff »Tourismus« wandelt sich und präsentiert heute Ereignis-Landschaften

Main-Spessart. Es geht voran, sagt Heidi Döll zum Abschied: Die Geschäftsführerin des Gebietsausschusses Spessart-Main-Odenwald legte am Donnerstag ihren letzten Jahresbericht vor - mit überzeugend positiven Zahlen. Heidi Döll trat damit den Beweis an, dass die Touristeninformation für die Ferienregion ihre Hausaufgaben erledigt hat. In der Bilanz aber gilt es auch andere Faktoren für den Fremdenverkehr zu berücksichtigen: Und da gibt es noch jede Menge zu tun.

Tagungen, Seminarwochenende, Geschäftsreisen: Dieser Bereich des Fremdenverkehrs boomt im Raum Aschaffenburg - nicht zuletzt dank der Nähe zum Banken- und Dienstleistungsstandort Frankfurt, nachdem der Spessart über Jahrzehnte hinweg von den Bergbau-Konzernen nur als Sommerfrische für die Kumpel aus dem Ruhrgebiet vorgehalten worden war. Während diese vorwiegend auf Spaziergänge und erholsame Wanderungen fixierten Urlauber in den einst von den Zechen ausgebuchten Heimbuchenthal und Heigenbrücken kaum noch anzutreffen sind, stellen sich in immer stärkerem Maße Hotellerie und Gastronomie auf die Forderungen der neuen Klientel ein. Im Tagungszentrum Rückersbach beispielsweise wurde nun der zweite Freiluft-Parcours in Betrieb genommen, nachdem bereits vor Jahren an den Sailaufer »Weyberhöfen« ein Klettergarten für naturentfremdete Büromenschen eröffnete. Auch andere Klientel - Reiter, Wanderer, Radfahrer - finden mehr und mehr ihre Nischen im Spessart und im Maintal: Dass es sich gerade bei Wanderern und Radlern seit langem nicht mehr um Urlaubsbetätigungen für schmale Geldbeutel handelt, haben vor allem Politiker und Verbandsfunktionäre durchaus begriffen.

Kein Zufall ist beispielsweise, dass ausgerechnet das Archäologische Spessartprojekt als eines der wenigen funktionierenden Überbleibsel dem Fremdenverkehr in der Region Impulse gibt: Am Samstag, 18. Mai, wird ab 9.30 Uhr der Kulturrundweg »Am weißen Leimen« zwischen Kleinwallstadt, Hofstetten, Hausen und Eichelsbach eröffnet - nur einer von etwa 40 Kulturrundwegen, die zwischen 2000 und 2003 zwischen Ramholz im Main-Kinzig-Kreis und Kreuzwertheim freigegeben werden und dann Einblicke in die Vergangenheit und die Gegenwart der größten zusammenhängenden Waidlandschaft in Deutschland geben.

Einzelne. Gastronomen stehen da nicht nach - allerdings eben nur einzelne: Da gibt es Kutschfahrt-Angebote von Würzburg nach Rothenbuch, neben den mittlerweile gängigen Ritteressen kommen Themen-Abende und -Menüs von Märchen-Diners bis »Smokers Nights« in Mode, vor allem der Betreiber des Rothenbucher Schlosshotels hat hier in den vergangenen Jahren Akzente gesetzt.

Dass der Begriff »Tourismus« nicht länger als Synonym für 14 Tage Vollpension gesehen wird, zeigt eine groß angelegte Präsentation der Initiative Bayerischer Untermain am Mittwoch, 12. Juni: An diesem Tag wird Journalisten aus ganz Deutschland auf Einladung der Region der bayerische Teil des Untermains präsentiert - nicht nur mit seinen kulturellen Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem in Bezug auf die Attraktivität als Wirtschaftsstandort der Zukunft. Dass sich die Region dennoch schwer tut in ihrer Vermarktung, zeigt das kulinarische Angebot für die Medien-Gäste: Während die Rhön mit Lamm und Bier lockt, der Vogelsberg sich - warum auch immer - als Forellen-Land empfiehlt Wetterau und der Erbach-Dannstädter Teil des Odenwalds sich als Kartoffel-Regionen etabliert haben, versucht der bayerische Untermain, sich mit dem Apfel ein Markenzeichen zu geben. Die beiden Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg, die Stadt und Verbände bemühen sich mit der Initiative Bayerischer Untermain engagiert um die Darstellung der Kulturlandschaft Streuobstwiesen in der Region. Doch dazu bedarf es mehr als sporadisch möglicher Apfelmärkte. Dass Streuobst durchaus ein Stück Lebensgenuss ist, wurde zumindest in der Gastronomie am Untermain bislang nicht registriert, gemeinsame Aktionen finden sich nicht. Und statt des frischen Apfelsafts an den Frühstücksbuffets wird Tagungsteilnehmern und Geschäftsreisenden nach wie vor importierter Orangensaft gereicht.

 

Tagesbesucher sind die touristischen Hauptumsatzbringer im Main-Spessart-Kreis. Für Radfahrer (hier auf dem Maintal-Radweg bei Lohr-Steinbach), Wandergruppen, Schiffskreuzfahrten und Busausflüge hat der Landkreis attraktive Angebote und Ziele zu bieten.

Photo: Rustler

 

Wandern ist die ursprüngliche Tourismus-Stärke des Urlaubsgebiets Spessart-Main-Odenwald: Das gilt heute mit Kulturrundwegen wie einst für motorisierte Kurzurlaube (»Parke und wandere« von 1974). Auf starkem Untergrund fußt der Fremdenverkehr in der Region neuerdings aber auch durch Tagungen, Seminaraufenthalte und Geschäftsreisen


 
design: Kai M. Wurm
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