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Lohrer Echo, 18.05.2002

8000 Jahre alte Steinzeitscherben aus dem Dunkel der Magazine ans Licht geholt

Eichelsbacher Funde von Haxthausen in Sonderausstellung des Heimatmuseums.

Eisenfeld. Bedeutende archäologische Funde aus grauer Vorzeit sind am Pfingstwochenende in einer Sonderausstellung des Elsenfelder Heimatmuseums zu sehen. Es handelt sich um jene bandkeramischen Scherben aus dem sechsten vorchristlichen Jahrtausend, die Hauptmann a. D. Elmar von Haxthausen in den 1890er Jahren in und um Eichelsbach ausgegraben hat.

Rund 600 Einzelstücke hat Museumsleiter Wilfried Hamann aus den Beständen der Prähistorischen Staatssammlung München aufgebaut. Es handelt sich überwiegend um teils mit Linienmustern verzierte Scherben von Tongefäßen - unscheinbar zwar, doch für die Vorgeschichte des Untermains von unschätzbarem Wert. Wandkarten erläutern die geografische Lage der Fundstellen in der Eichelsbacher Ortsflur.

Bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag zeigte sich Hamann denn auch hoch erfreut dass es nach mehrjährigen Versuchen gelungen ist, die Eichelsbacher Steinzeitfragmente als befristete Leihgabe nach Elsenfeld holen und sie zusammen mit den eigenen Exponaten zeigen zu können. Hierbei dankte er besonders dem Leiter des Archäologischen Spessartprojekts, Dr. Gerrit Himmelsbach, für die Unterstützung. Auf dessen Initiative wurden die Haxthausen'schen Funde jüngst am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Würzburg einer wissenschaftlichen Revision unterzogen.

Freiherr Elmar von Haxthausen (1839-1910) - sein Konterfei ist in einer Vitrine zu sehen - entstammte einer begüterten Familie aus Reinheim im Odenwald. Schon mit 33 Jahren ging der preußische Heeresoffizier in Pension und ließ sich in Sommerau nieder. Bei einer seiner Exkursionen stieß der begeisterte Hobbyarchäologe im Umfeld der Eichelsbacher Pfarrkirche auf reiche Reste einer jungsteinzeitlichen Ansiedlung, die in der Zeit von 5500 bis 4900 v. Chr. bestanden hatte und um 3900 v. Chr. noch einmal bewohnt gewesen war. Seine Funde überließ Haxthausen den Staatssammlungen und Museen in München und Berlin; Letztere gingen im Zweiten Weltkrieg fast ausnahmslos verloren.

Die Menschen der linearbandkeramischen Kultur seien die ersten sesshaften Bauern in Mitteleuropa gewesen, sagte Himmelsbach. Im Zuge der »neolithischen Revolution« hätten sie das Leben als Jäger und Sammler aufgegeben und begonnen, Viehzucht, Ackerbau und Handel zu treiben. Diese Lebensweise sei im 8. Jahrtausend v. Chr. im Vorderen Orient entstanden und von dort »importiert« worden.

Die ersten »Eichelsbacher« wohnten in großen Häusern, die aus Holz und lehmverschmiertem Flechtwerk errichtet waren. Heute zeugen nur noch Verfärbungen im Boden von den Stellen, wo einst die Pfosten standen oder Vorratsgruben angelegt waren. Über 150 solcher Gruben gibt Haxthausen für Eichelsbach als Fundstellen seiner Keramikfragmente an. Neben Ware aus einheimischem Glimmerton stieß er auch auf solche aus ortsfremden Materialien, die somit auf prähistorische Handelsverbindungen hinweisen.

Haxthausens Grabungsmethoden bezeichnete Dr. Himmelsbach aus heutiger Sicht zwar als fragwürdig, seine wissenschaftlichen Bewertungen als teilweise nicht mehr haltbar. Dennoch verdiene der »Papst der Spessart-Archäologie« durchaus mehr Anerkennung der Forschung.

Die Sonderausstellung »8000 Jahre Siedlungsgeschichte Eichelsbach« steht im Zusammenhang mit dem Kulturrundweg »Am Weißen Leimen« zwischen Kleinwallstadt und Eichelsbach, der heute eröffnet wird. Als eine Station des Rundwegs wird Wanderern auch die Eichelsbacher Steinzeitsiedlung anhand einer Informationstafel erläutert.

Die Ausstellung im Heimatmuseum neben der Pfarrkirche St. Gertraud kann heute von 13.30 bis 16 Uhr sowie am Pfingstsonntag und Pfingstmontag jeweils von 14 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden. Danach, so Dr. Himmelsbach, werden die Leihgaben »wieder im Dunkel der oberbayerischen Magazine verschwinden«.

 

Ein Bild Elmar von Haxthausens wird zusammen mit Fundstücken in einer Glasvitrine gezeigt (links). Die bandkeramischen Scherben (rechts) zeugen von den Anfängen menschlicher Kultur.

Fotos: Jürgen Schreiner


 
design: Kai M. Wurm
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