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Press CommentsMain Post, 14.03.2002 Parallelen: Saarema und SpessartBeide erforschen ihre Historie und wollen sie touristisch vermarkten LOHR/TALLINN (WDE) Gemeinsam geht´s leichter: Aus diesem Grund besuchen derzeit für vier Tage Ants Kraut und Helle Solnask (beide Tallinn) den Spessart. Kraut ist Leiter der Archäologischen Denkmalpflege in Estland, Solnask Leiterin des Amts für Internationalen Beziehungen. Sie wollen von den Erfahrungen ihrer Kollegen im Spessart profitieren, die seit vier Jahren an der touristischen Vermarktung der Spessart-Landschaft arbeiten. Der Erfahrungsaustausch findet im Rahmen des über drei Jahre laufenden und mit 900 000 Euro von der EU geförderten Projekts "European Pathways to Cultural Landscapes" statt, an dem zwölf europäische Länder teilnehmen. Ziel des Projekts ist die Erforschung der Geschichte von Kulturlandschaften und deren touristische Vermarktung. Das erläuterten bei einem Empfang der estnischen Gäste durch Bürgermeister Siegfried Selinger am Mittwoch im Rathaus Dr. Gerhard Ermischer, Vorsitzender des Archäologischen Spessartprojekts, und Harald Rosmanitz, Leiter des Koordinationsbüros "Pathways to Cultural Landscapes", in Lohr. Kraut und Solnask berichteten über das Projekt "Kaali". Kaali ist ein vor 2800 bis 4000 Jahren durch Meteoriteneinschlag entstandener Krater mit einem Durchmesser von 110 Metern auf der im Westen Estlands gelegenen Insel Saaremaa. Die vormals bewohnte Insel - sie ist etwa so groß wie der Spessart - wurde durch den Meteoriteneinschlag ver-wüstet und unbewohnbar. In der Zeit des Kalten Kriegs hatten die Sowjets auf der Insel Atomraketen stationiert. Zeugen dieser Zeit sind Atombunker, die erhalten werden sollen. Sowohl Saaremaa - die Insel spielte früher eine wichtige Rolle als Kultstätte und Opferplatz - wie auch dem Spessart soll durch das "Pathways-Projekt die eigene Geschichte zurückgegeben werden. Seit 1994 ist Saaremaa wieder besiedelt. Etwa 40 000 Menschen leben dort, viele haben sich dort einen Zweitwohnsitz für die Sommermonate geschaffen. Unter diesem Gesichtspunkt bestehen Ähnlichkeiten zum Spessart: Hier haben sich viele Bewohner des Großraums Frankfurt Wohnungen gekauft, in denen sie die Wochenenden verbringen Selinger freute sich über die Arbeit der Geschichts- und Touristikfachleute: "Das ist ein ganz toller Ansatz für die zukünftige Betrachtungsweise eines ganz bestimmten Gebietes." Man müsse der Bevölkerung klarmachen, "dass wir was zu bewahren haben". Wenn das gelinge, habe sich das Projekt schon verdient gemacht.
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