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Lohrer Echo, 19.10.2003

Das "Sahnehäubchen"

25. Spessart-Kulturrundweg eröffnet: »Tulpenbaum & Co.« im Strietwald

Aschaffenburg. »Die Sahne kommt erst drauf, wenn der Kuchen gebacken ist«, sagte Professor Dr. Dieter Mollenhauer gestern bei der Eröffnung des Kulturrundwegs »Tulpenbaum & Co.« im Aschaffenburger Stadtteil Strietwald. 24 Pfade zur europäischen Kultur im bayerischen und hessischen Spessart habe das Archäologische Spessartprojekt eingerichtet, bis nun endlich auch Aschaffenburg an der Reihe sei und mit dem 25. Weg, gleichsam zur »Silberhochzeit«, das »Sahnehäubchen« aufgesetzt bekomme.

Der Biologe Mollenhauer hat vor 35 Jahren die Forschungsstation für Mittelgebirge »Lochmühle« gegründet und 30 Jahre lang geleitet. Die Station ist eine Außenstelle des Frankfurter Senckenberg-Instituts im hessischen Biebergemünd, wo vor drei Jahren einer der ersten Kulturrundwege entstand.

Mit sichtlichem Vergnügen erzählte der inzwischen pensionierte gebürtige Berliner den zahlreichen Gästen von dem neuen Versuch einer umfassenden Spessart-Bestandsaufnahme und davon, dass er ein »Fan« von Aschaffenburg sei.

Nachdem alle applaudiert hatten, hielt Mollenhauer augenzwinkernd eine Gardinenpredigt: »Wie eine italienische Operndiva« genieße Aschaffenburg zwar das Rampenlicht, halte sich die Bewunderer aber lieber vom Leib. Ihre »teure Landhaustür« scheine den Bewohnern bisweilen wichtiger als was dahinter liege. Noch immer werde unterschieden zwischen »hier: Residenz« und »da: die vom Land«. Die Identifikation der Aschaffenburger mit dem Spessart könnte größer sein. So sei der Spessartbund in Hanau entstanden, das Archäologische Spessartprojekt in Bad Orb. Dabei ist der Spessart laut Mollenhauer »ein Modellfall, um den andere uns beneiden«.

Ein »Versöhnungsangebot«

Schließlich das Versöhnungsangebot. Die Kulturrundwege, »Spotlights einer neuen Landeskunde«, seien wie »frisch geschlüpfte Küken«, die mehr brauchten als ein wenig Taschengeld aus Brüssel, sagte Mollenhauer. »Und wer kann ein solch empfindliches Küken besser umsorgen als eine tausendjährige Zieh- und Pflegemutter?« Übrigens: Das zweite »Küken« auf städtischem Boden soll nächstens Jahr in Schweinheim »schlüpfen«.

Nicht nur die Wanderer in den Vereinsringen Strietwald und Damm, die sich zuvorderst um den acht Kilometer langen Weg kümmern werden, genossen gestern die Stationen von »Tulpenbaum & Co.« bei Sonnenschein. Inzwischen wollen auch viele Kulturbeflissene in der Region keine Rundweg-Eröffnung mehr versäumen.

Von der ersten Tafel am Wandererdenkmal oberhalb des Nordfriedhofs ließen sie sich daran erinnern, dass in der »Ossenheimer Mark« - so hieß der Wald zwischen Aschaffenburg, Kleinostheim, Dettingen und Mainaschaff im Mittelalter - der Lehrforst der Aschaffenburger Forstuniversität von 1819 bis 1910 seinen Platz hatte. Exotisches wie ein Tulpenbaum und ein Mammutbaum wurden dort einst gepflanzt.

Die Station am Jahnfelsen ist dem Gedenken an Turnvater Jahn und der Legende von der Menzenmühle (ein Müller musste für seine Untaten büßen) gewidmet. Tatwerkzeuge eines Raubgräbers sind an Station drei, dem am weitesten vom Start entfernten Punkt des Rundwegs, ausgestellt - um die Bürger zur Wachsamkeit gegenüber Denkmalzerstörern aufzufordern. Über 30 Meter hoch sind die Douglasien, die an der Teschenhöhle, der vierten Station, wachsen. Dort wurde früher Basalt abgebaut, der nach einem heftigen Vulkanausbruch entstanden war.

Nach über zwei Stunden schließlich am Strietwälder Schießplatz angelangt, wurden die Wanderer von den Dämmer Schützen mit Böllerschüssen begrüßt. Die Tafel dort berichtet vom bayerischen Jägerbataillon und von dessen Nachfolgern in der Aschaffenburger Jägerkaserne, den US-amerikanischen Soldaten und der Fachhochschule.

Nicht mehr am Rundweg liegt eine erst jüngst entdeckte Kuriosität, die aber nach Ansicht der Verantwortlichen des Spessartprojekts eine eigene Tafel verdient hat: der »dicke Stein«, gefunden 2002 bei den Arbeiten zur Verbreiterung der Autobahn.

Das Faltblatt des Archäologischen Spessartprojekts zum Kulturrundweg Aschaffenburg Route 1: Strietwald/Damm liegt an allen Tourismusstellen aus und auch in Aschaffenburger Rathaus.

 

Wandern an einem goldenen Oktobertag: Den kirchlichen Segen bekam gestern der erste Aschaffenburger und insgesamt 25. Kulturrundweg des Archäologischen Spessartprojekts »Tulpenbaum & Co.« im Strietwald von Pfarrer Georg Müller, Pfarrer Charles Kelly und Pfarrerin Viola Wölfle-Strohm.

Foto: László Ertl

 

 


 
design: Kai M. Wurm
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