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Main Echo, 24.01.2003

Neue Grabungsfunde in Wiesen beweisen: Das Schloss hatte einen Vorgängerbau

by Doris Pfaff


Kunsthistoriker Rosmanitz: "Von 1250 bis 1400 müssen hier Leute gewohnt haben"

Wiesen (Kreis Aschaffenburg). Weitere bemerkenswerte Grabungsfunde belegen jetzt eindeutig, dass das ehemalige Wiesener Jagdschloss älter ist als bisher angenommen. Auf dem Platz des ursprünglich auf 1597 datierten Schlosses muss noch ein Vorgängerbau gestanden haben. Das berichtete Kunsthistoriker Harald Rosmanitz vom Europaprojekt »Pathways to Cultural Landscapes« vor Teilnehmern des »Archäologischen Spessartprojektes« im Wiesener Rathaus.

Fundstücke gotischer Nischelkachelstücke aus Dieburger Werkstätten hatten bereits im Vorjahr den Beweis geliefert, dass lange vor der angenommenen Gründungszeit des Schlosses ein Steinbau mit einem erstaunlichen Heizsystem existiert hatte (wir berichteten). Zu Tage kamen jetzt weiterhin aufschlussreiche Fliesen, Keramikfragmente, Ton- und Glasscherben von verschiedenen Gefäßen sowie Fensterglas, Eisenteile, Ziegelstücke.

Auch eine Blechmünze ist darunter, bekannt als »Händlein-Heller« aus der Zeit des Staufferschen Münzrechts um 1250. Sie wurde damals nur in einem Zeitraum von etwa 25 Jahren als Zahlungsmittel verwendet.

Insbesondere die Qualität und die handwerkliche Ausfertigung weiterer Fundstücke nähren die Vermutung, dass das Schloss einen Vorgängerbau hatte. Besonders aussagekräftig ist zum Beispiel die Randform eines Tongefäßes. Das außergewöhnliche »Rädchendekor« verrät laut Harald Rosmanitz nicht nur seine Herkunftszeit von etwa 1270, sondern verweist auch auf wohlhabende Besitzer.

Überraschend sind zudem Scherbenfunde, die auf eine eigentümlich gedrehte Konenform von Wasserflaschen hindeuten, sowie ein typisches Glasschema, das in die Zeit um 1400 gehört. Die Ziegelfunde geben zudem Hinweise, dass hier nicht mit Stroh eingedeckte Häuser standen.

»An der Stelle des heutigen Schlosses müssen in den Jahren von 1250 bis 1400 Leute gewohnt haben. Wenn es eine frühe Wohnsiedlung gab, dann nur hier auf dem vorgelagerten Höhensporn«, argumentierte Rosmanitz.

Mit diesen Erkenntnissen fällt ein neues Licht auf das 1339 erstmalig urkundlich erwähnte »arme Spessartdorf« Wiesen. Dr. Gerrit Himmelsbach, Leiter des Archäologischen Spessartprojektes, stellte den geplanten Kulturrundweg um Wiesen daher bereits vorab unter ein treffendes Hauptthema: »Die Gunst der strategischen Lage - Das Rieneck'sche Wirtschaftszentrum Wiesen«.

Die Eröffnung des Kulturrundweges ist für den kommenden September vorgesehen. Fünf Stationen werden durch die Kulturlandschaft um Wiesen führen. Ausgangsposition ist das Wiesener Schloss, das sich seit 1996 im Besitz von Dr. Ingo Gräfling aus Aschaffenburg befindet. Die Route führt dann weiter zu einer Glashütte im Aubachtal.

Mit der Birklergrund-Glashütte wird eine Glasmanufaktur der frühen Neuzeit angepeilt. Der Blick von der »Höh« zeigt anschließend die »Rodungsinsel Wiesen«, und den Abschluss bildet die frühere Bildungsanstalt (das heutige Haus Josuah). Hier kommt der ehemalige Pfarrer Dr. Frank (1873) als erfolgreicher Struktur- und Wirtschaftsförderer nachträglich zu Ehren. Doris Pfaff

 

Das ehemalige Wiesener Jagdschloss neben der Kirche mitten im Ort hatte einen Vorgängerbau. Das haben auch neuere Ausgrabungen jetzt bestätigt.

 

Im Wiesener Schloss, das derzeit saniert wird, gräbt sich der Diplom-Geograph Jürgen Jung in die Erde. Er fand Spuren für eine frühe Besiedlung.


 
design: Kai M. Wurm
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