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Main Post, 25.05.2003

Geheimnisvolle Lichtzeichen

by Melanie Pollinger


vom Stein der Frau Holle - Oberbessenbacher Kulturrundweg gestern eröffnet

Bessenbach-Oberbessenbach Jockel Deiner, Jahrgang 1913 und Ehrenmitglied des Heimatbunds Oberbessenbach, hat es von seinen Eltern und Großeltern erzählt bekommen: In früheren Jahrhunderten existierten drei Steine der Frau Holle an der Stelle, wo jetzt nur noch einer übrig ist und wo seit wenigen Tagen die zweite Tafel des neu angelegten Kulturwanderwegs durch die »Spessarter Ur-Pfarrei Oberbessenbach - vom Ottilienbrunnen zum Posthalterkreuz« steht.

In den beckenartigen Vertiefungen der drei Findlinge wurden nach Dieners Erzählung Signalfeuer entzündet, je nach Art der Nachricht mit einer, zwei oder drei Lichtern.

Die Überlieferung von den geheimnisvollen Lichtzeichen, die an ähnliche Sagen aus dem Spessart im Kreis Miltenberg wie die von den Heunen(Riesen) -Steinen oberhalb der Klingenburg erinnert, ist nur ein Beispiel dafür, was das Archäologische Spessartprojekt unter der Leitung von Gerrit Himmelsbach erreichen möchte. Das manchmal nur noch den alten Menschen bekannte Kulturgut in einzelnen Gemeinden und Landstrichen soll für die Nachwelt gesichert werden, indem sich die Bürger vor Ort an der Schaffung und Pflege von Kulturwanderwegen beteiligen.

Zwölf Kilometer langer Rundweg

In Oberbessenbach hat diese Aufgabe allen voran der Heimatbund übernommen, der gestern auch die Eröffnungsfeier für den zwölf Kilometer langen Rundweg ausrichtete. Eine große Schar von Wanderern hatte sich an der 1905 im historisierenden Stil erbauten Stephanuskirche, der ersten von fünf Stationen, eingefunden.

Der Aschaffenburger Landrat Dr. Ulrich Reuter sagte, die Kulturwanderwege des archäologischen Spessartprojekts seien »Bausteine für die Attraktivität der Region«. 18 sind bereits fertig, mindestens 25 sollen noch folgen im bayerischen und hessischen Spessart. Reuter forderte die Schulen im Landkreis auf, den Kindern und Jugendlichen bei Ausflügen zu diesen Rundwegen, die durchaus auch in weiter entfernte Gemeinden führen könnten, heimische Kultur und Natur erleben zu lassen, zum Beispiel im Rahmen des Heimat- und Sachkundeunterrichts.

Professor Detlef Busche vom Institut für Geographie an der Universität Würzburg meinte, mit den Kulturwanderwegen solle dem Europa der Regionen mehr Gewicht verliehen werden - als Ausgleich »zum Brüssler Einheitsbrei«. Die europäische Union habe zwar den Anstoß zu diesem Projekt gegeben, nun aber lebe es »aus sich selbst« und vom Engagement der Menschen vor Ort. »Wir sind also keine Subventionsempfänger, sondern arbeiten selbst«, meinte Busche.

Übersetzungen »für Gotteslohn«

Busches Beitrag dazu - er übersetzt die Texte auf den Schautafeln und den Faltblättern ins Englische - wie auch der des Französischlehrers Karl Köhler am Aschaffenburger Dalberg-Gymnasium, der sich um die Übersetzung ins Französische kümmert, sind »für Gotteslohn«, erklärte Himmelsbach und überreichte beiden als Dankeschön Wildschweinschinken aus dem Löwensteinschen Wildforst.

Franz Bilz, Vorsitzender des Oberbessenbacher Heimatbundes, erklärte, der Verein habe sein gesamtes gespartes Geld in das Projekt gesteckt. Daß sich das gelohnt hat, konnten die ersten Ausflügler auf dem wunderschönen Rundweg durch sattes Grün und über idyllische Anhöhen bestätigen.

Wallfahrer baten um Heilung

Sie konnten, wie ihnen Busche beim Aufbruch gewünscht hatte, alles ansprechen lassen: »Ästhetik, Gefühl, Geist, Verstand und historisches Interesse« - beim Erkunden des malerisch überwucherte: Steinbruchs Keiner, bei der Rast am Posthalterskreuz an der einstigen Hauptverkehrsader zwischen Frankfurt und Würz bürg, auf der sich im Hochmittelalter die Fuhrwerke gedrängt hatten, beim Besichtigen der uralten Ottilienkirche mit der dazugehörigen Wallfahrerbrunnen, wo nicht nur in früheren Zeiten Menschen m einem Augenleiden um Heilung gebetet haben, und beim Besuch der riesigen astronomischen Uhr, an der Hugo Maie schon seit 1974 baut.

 


Zur Eröffnung des neuen Kulturwanderweges gab der Sängerkranz
Bessenbach vor der alten Stephanuskirche in Oberbessenbach
ein Konzert.

Foto: Harald Schreiber


 
design: Kai M. Wurm
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