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Main Echo, 19.01.2002

Die Kacheln vom Schloß Wiesen: Luxus mit Folgen

Bereits um 1400 hoher Lebenstandard im Spessart

Wiesen. Bei Ausgrabungen im Schloss von Wiesen traten gotische Kacheln zu Tage. Sie werden nach der Burg Tannenberg (Bergstraße) als Kacheln vom Typ Tannenberg bezeichnet.

Kacheln dieser Art wurden seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Dieburg gefertigt und entlang des Mains und des Rheins bis nach Holland gehandelt. Sie unterlagen in ihrer Gestaltung der zeitgenössischen Mode, so dass es den Forschern heute möglich ist, ihr Alter recht genau zu bestimmen:

Aus den Kachelfragmenten kann man ersehen, dass sich der Schlossherr von Wiesen gegen 1400 einen Ofen aus gelb- und grünglasierten Kacheln vom Typus Tannenberg in seiner guten Stube - heute würde man sagen: In sein Wohnzimmer - aufbauen ließ. Ein solcher Ofen war für die damalige Zeit eine hochmoderne Angelegenheit ließ sich doch gegenüber herkömmlichen Kachelöfen und offenen Feuerstellen durch die neuen, flächendeckend aus Kacheln zusammengesetzten Öfen der Brennwert des Holzes um ein Vielfaches besser zur Beheizung nutzen.

Ältere Öfen waren dagegen wahre Holzfresser. Zudem konnte durch die Befeuerung des Ofens von einer gesonderten Kammer aus verhindert werden, dass der Rauch des Feuers in besagten Aufenthaltsbereich gelangte.

Das gute und teuere Stück sollte jedoch nicht nur als optimale Zimmerheizung dienen, sondern auch allen Gästen einen Eindruck vom Wohlstand des Hausherren geben: Solche Öfen waren in jener Zeit noch ein für die meisten Menschen unerreichbarer Luxus.

Übrigens war die Pflege eines gotischen Kachelofens nicht unbedingt einfach, musste doch - je nach Häufigkeit der Nutzung - der Ofen alle zwei bis drei Jahre vollständig abgebaut gesäubert und wieder neu aufgebaut werden.

Die Vorderseiten der Kacheln sind mit Reliefs besetzt. Sie zeigen Wappen, Menschen, Tiere und Fabelwesen. Jede Kachel erzählt damit eine eigene Geschichte, die es zu entschlüsseln gilt.

Mit den Kacheln aus Wiesen lässt sich der Nachweis führen, dass das erstmals im Jahre 1597 erwähnte heutige Schloss schon gegen 1400 einen Vorgängerbau besaß, der mit einem für den Spessart doch erstaunlich aufwendigen Heizsystem ausgestattet war. Die Auswertung des Fundmaterials hält sicher für Wiesen und den ganzen Spessart noch manche Überraschung bereit.

 

 

Funde von Kachelscherben im Schloss Wiesen lassen vermuten, dass es hier schon um 1400 einen Vorgängerbau mit einer für diese Zeit »hochmodernen technischen Ausstattung« bestand.


 
design: Kai M. Wurm
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