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Main Echo, 22.03.2003

Beim Spaziergang Geschichte lernen

Bürger und Vereine machen mit beim Aufbau der Kulturwanderwege

Geiselbach. Den Spessart in seiner naturräumlichen Ausdehnung wissenschaftlich erforschen, seine archäologischen Bodendenkmäler erfassen, auswerten und möglichst in einem Kulturwanderweg erschließen - das sind die Ziele des Archäologischen Spessartprojekts, das aus dem Spessartkongress 19995 in Bad Orb hervorgegangen ist. "Spazieren gehen und dabei über die Landschaft und ihre Geschichte etwas lernen, dann nimmt man zusätzlich was mit", formulierte es Projektleiter Dr. Gerrit Himmelsbach beim Infoabend am Donnerstag im Gasthaus "Bayerischer Hof" in Geiselbach.

Derzeit gibt es in den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg, Main-Spessart und Main-Kinzig sowie in der Stadt Aschaffenburg 16 Kulturwanderwege, weitere sind in Planung. Geiselbachs Bürgermeisterin Marianne Krohnen erläuterte im voll besetzten Gasthaus-Saal, dass im Bereich ihrer Gemeinde ein neuer Kulturwanderweg entsteht. "Entlang der Birkenhainer Strasse" soll er heißen und aufgeteilt werden in vier Schleifen. Die erste umfasst Geiselbach, Westerngrund und Horbach, die zweite soll vom Obersbach über Krombach zur Oberschur führen, die dritte Schleife beginnt in Hüttelngesäß und geht über Mömbris nach Strötzbach und die vierte Schleife bezieht Albstadt, Trages, Somborn und Neuses ein.

Es sei ein großes Anliegen des ASP, dass interessierte Bürger und Vereine beim Aufbau der Wanderwege mitmachen und diese zum Teil betreuen. Deshalb lagen bei der Infoveranstaltung Listen für Arbeitsgruppen aus, in die sich zahlreiche Zuhörer eintrugen. Manfred W. Franz, Bürgermeister von Freigericht, merkte an, dass die Gemeinden Koordinationsfunktion übernehmen. "Bei den Fachleuten reden wir nicht rein", sagte er. Krohnen ergänzte, dass die Gemeinden, die vom neuen Kulturwanderweg berührt werden (das sind die Stadt Alzenau, der Markt Mömbris sowie die Gemeinden Freigericht, Geiselbach, Krombach und Westerngrund); finanzielle Unterstützung zugesagt haben. Auf Nachfrage erläuterte Himmelsbach, dass sich eine bestimmte Anzahl an Schautafeln und Broschüren über den jeweiligen Weg bewährt habe und dafür nicht mehr als 10 500 Euro veranschlagt werden. "Es wäre also schön, wenn sich noch weitere Sponsoren zu Taten entschließen könnten", sagte die Bürgermeisterin. Begrüßen würde sie, wenn sich in ihrer Gemeinde ein Heimat- und Geschichtsverein gründen könnte, der sich "kontinuierlich der einschlägigen Aufgaben annimmt".

Anregungen, wie man auf solch einem Kulturwanderweg die "Geschichte lebendig werden lassen" kann, gab Himmelsbach anhand von Dias, darunter vom Schloss in Wiesen. Dort habe man entdeckt, dass der Fußboden aus dem Barock ist und sich darunter einige Schichten aus anderen Jahrhunderten verbergen. Eine Ofenkachel der Marke "Dieburger Ware" zeige, dass die Burg mit teuren Gegenständen ausgestattet war und eine Münze um 1250 belege, dass die Burg tatsächlich an der Birkenhainer Strasse lag. Wie der "Eselsweg" sei das früher einmal eine wichtige Handelsstrasse gewesen, an deren Verlauf sich alle heutigen Strassen, auch die Autobahnen, orientieren. Eine gute Hilfe sei das Geographische Informationssystem GIS, das derzeit länderübergreifend verwirklicht werde. Es entstehe dabei Kartenmaterial über den Spessart, wo unter anderem archäologische Funde eingezeichnet seien, die beweisen, dass der Hochspessart sehr bewohnt war. Steinbrüche seien weitere interessante Wegziele, vor allem wenn es noch etwas Besonderes zu sehen gibt, wie in Schöllkrippen den Mühlstein. Mit dem "Pesthellchen" in Mömbris könnte man die Geschichte der Pest erzählen, die auch im Kahlgrund ihre Opfer gefordert hat. Alte Karten wie die "Pfinzing"- und die "Jordan"-Karte aus dem 16. Jahrhundert enthalten Orte, die heute noch existieren. Westerngrund hieß früher beispielsweise Wesendorf, eingezeichnet ist dort ein "Hoher Berg" der als Beleg einzustufen sei, dass Bergbau zum Geld verdienen betrieben wurde.

Ferner gibt es von Krombach eine "Landgericht" Karte, an der man verdeutlichen könnte, wie unterschiedlich die Gerichtstraditionen in den Bezirken waren. Auch den Galgen zwischen "Drages" und Somborn (die Plätze befanden sich stets an Wegkreuzungen, damit jeder sehen konnte, dass jemand ein Unrecht begangen hat) sollte man erforschen. Man sollte unbedingt auf Dinge achten, die nicht sofort ins Auge fallen, wie die Tür zur Sakristei in der Krombacher Pfarrkirche. Sie sei außergewöhnlich, weil die gotischen Beschläge noch vorhanden seien. Beim ersten Treffen der jeweiligen Arbeitsgruppe stehe das Sammeln von möglichen Zielen auf dem Kulturwanderweg im Mittelpunkt. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man immer zu viel gefunden hat und man sich am Ende für das Eine oder Andere entscheiden musste", führte der Projektleiter aus. Über die Treffen der Arbeitsgruppen, in die Interessierte jederzeit einsteigen können, werde rechtzeitig informiert.


 
design: Kai M. Wurm
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