Homepage
 The Project  
 Projects of the Partners  
 The Forum  
 Virtual Exhibition  
 Didactics  
 News  
 News  
 Press Comments  
 Service  
 
Imprint
  


Culture 2000

European Union

 

Press Comments


Dithmarscher Zeitung, 30.01.2003

"Haute cuisine" aus der Steinzeit

by Georg von Baudissin


AÖZA-Förderverein lässt Seminarteilnehmer vorgeschichtliche Essenskultur nachvollziehen

Albersdorf Die Lebensumstände der Steinzeitmenschen sind bekannt. Sie waren Jäger oder Gejagte, fraßen oder wurden selbst verspeist. Weil sie Kampf und Jagd listig planten, siegten sie in diesem Überlebensdrama. Doch wie schmeckte ihnen damals eigentlich ihr Essen? Der Prähistoriker des Archäologisch-Ökologischen Zentrums Albersdorf (AÖZA), Rüdiger Kelm, versuchte das gestern in einem besonderen Seminar zu verdeutlichen. Welche Wildarten die Urzeitmenschen gejagt haben, wie sie die Beute oder Ernten zubereiteten und wie das Ganze geschmeckt haben mag, das erfuhren die Teilnehmer im Albersdorfer Restaurant Ohlen, dessen Küchenchef Ernst-Dieter Jahn den Teilnehmern Gerichte aus der Jungsteinzeit servierte. Fortsetzung soll am 4. Februar sein, wenn Gerichte aus der Metallzeit und der Römerzeit aufgetragen werden. Rüdiger Keim gab den 16 Seminarteilnehmern eine Einführung und beschrieb Jagd-, Koch- und Essgewohnheiten der Menschen vor über 5 000 Jahren, wie man sie anhand der Spuren (Waffen, Gegenstände, Gefäße, Knochen, Essensreste) bei Ausgrabungen entdeckt hatte. Die Menschen jagten mit Pfeil und Bogen. Speeren und Keulen, stellten Fallen mit Fallgruben. Als sie erkannten, dass Viehhandlung einträglicher als die Jagd war, stellten sie ihre Gewohnheiten um. Verwertet wurde alles zur Herstellung von Kleidung oder Gegenständen, angefangen von den Fellen bis hin zu Horn und Wolle und gegessen wurde alles, was man kauen konnte: Hirsche, Rehe, Wildschweine, Fische aus Bächen und Flüssen, später auch Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und in Notfällen auch Hunde. Zutaten waren Früchte, Beeren, Gräser, Blätter, später Weizen, Gerste, Erbsen. Die Ernährung war stark von den Jahreszeiten abhängig. Die Feuerstellen waren primitiv, so dass ein technikverwöhnter Koch kaum damit klar gekommen wäre, Tiere wurden im eigenen Fell über offenem Feuer gebraten, das heißt vorher ausgeweidet, ihre Außenhaut wieder mit dem Fleisch gefüllt und über die Hitze gehalten. Oder man nähte zur Suppenherstellung grobe Lederbeutel, füllte sie mit heißen Steinen und goss Wasser und die Zutaten drauf. Die Situationen sollten bei diesem Seminar nicht nachgestellt werden, wohl aber versuchte Küchenchef Jahn, der das Fleisch und die Lebensmittel aus biologischen ökologischen Betrieben der heimischen Region sowie den norwegischen Kabeljau aus Fischereibetrieben von der Küste besorgte, die Zusammensetzung und den Geschmack der Speisen so gut wie möglich nach zu empfinden. Skeptisch setzten sich die Teilnehmergäste an die nicht eben steinzeitgemäß dekorierten, aber nett hergerichteten Tische. Die jungen Serviererinnen taten den männlichen Gästen zwar nicht den Gefallen, die Speisenfolge in leichten Lendenschürzen oder Fellkleidchen aufzutragen, aber waren dennoch in den bunten Dirndlkleidern ein erfreulicher Anblick. Gäste waren unter anderem die Ehepaare Bärbel und Harald Eggers aus Wrohm sowie Anny und Rolf Bock aus Beidorf, Edith Wischmann und Inge-Maria Schwärm aus Albersdorf, Michael Beverungen aus Windbergen, Ewald Zimmermann aus Hademarschen, Peter Biermann aus Albersdorf und Klaus Nuxoll aus Seefeld bei Rendsburg. Die Skepsis aller Gäste wich sehr bald einer großen Zufriedenheit, mag es an den guten Zutaten oder an den Kochkünsten gelegen haben! Hätte es vor Tausenden von Jahren solche Küchentechnik gegeben, wären die Steinzeitmenschen sicher zum Überlebenskampf zu verwöhnt und behäbig geworden. Harald Eggers, der auch für seine Frau sprach, meinte: "So einen Abend sollte man wiederholen. Wir wären dabei!"

 


Küchenchef Ernst-Dieter Jahn und seine Serviererinnen bereiten
den AÖZA-Teller zu.


 
design: Kai M. Wurm
menu back print