Homepage
 The Project  
 Projects of the Partners  
 The Forum  
 Virtual Exhibition  
 Didactics  
 News  
 News  
 Press Comments  
 Service  
 
Imprint
  


Culture 2000

European Union

 

Press Comments


Gelnhäuser Tageblatt, 12.09.2002

Neue Karten bringen Licht in vorzeitliche Geheimnisse

Chefin des Bayerischen Regionalverbands Hesselberg informiert sich über Archäologisches Spessartprojekt - Blick in die Arbeit der Forschungsstation

Biebergemünd Die Arbeit des Archäologischen Spessartprojekts macht offenbar Schule. Am Dienstag informierte sich Ute Vieting, die Regionalmanagerin der Region Hesselberg in Bayern, bei Spessart-Projektleiter Dr. Gerrit Himmelsbach über das Projekt. In der Bieberer Forschungsstelle für Mittelgebirge schauten beide Diplom-Geograf Jürgen Jung bei der Erstellung von Karten über die Schultern Heraus kam ein interessanter Einblick in die Geschichte und die Geheimnisse des Spessarts.

Das Archäologische Spessartprojekt erforscht die Kulturgeschichte des heimischen Mittelgebirges und will zentraler Anlaufpunkt für ihre Vermittlung sein. Unter anderem richtet es m Zusammenarbeit mit den Kommunen die bekannten Kulturwanderwege ein.

"Ich habe mir gesagt, die haben hier aus nichts etwas Pfiffiges gemacht, da fahre ich mal hin und schaue mir das an" erläuterte Ute Vieting den Grund ihres Besuchs. In der Bieberer Forschungsstelle zeigte ihr Jürgen Jung die Grundlagen der Arbeit. Denn bevor ein Kulturrundweg erstellt werden kann, braucht es Kartenmaterial, und zwar detaillierter, als sich im Laden um die Ecke kaufen lässt.

"Es gibt keine Karten, die den hessischen und den bayerischen Spessart zusammen erfassen", erläutert Jung. Das Problem: Die Landesvermessungsämter arbeiten nicht zusammen, schon die Koordinatensysteme stimmen nicht überein. Daher erstellt die Forschungsstation für Mittelgebirge alle ihre Karten selbst. Jung erarbeitet sie am Computer, und zwar mit einem so genannten Geografischen Informationssystem (GIS) Damit kann Jung Karten zu ganz bestimmten Themen und Fragestellungen erstellen.

Jung zeigte die Möglichkeiten des Systems: "Zum Beispiel kann man zeigen, dass der Spessart von den Rändern her besiedelt wurde." Zumindest im hessischen Spessart ist jeder Ortsteil inklusive Daten in seinem Computer erfasst. Mit einem Mausklick zeigt Jung: "Kassel wurde zum Beispiel im Hochmittelalter, genauer im Jahre 967, erstmals erwähnt. Bieber im Jahr 1334." Die Orte lassen sich entsprechend ihres Alters farblich hinterlegen, und somit eine übersichtliche Karte erstellen, die den Besiedlungsverlauf zeigt.

Auch zur Vorgeschichte lassen sich Fragen beantworten. Im System sind alle steinzeitlichen Fundstätten erfasst. "Zum Beispiel lässt sich die These, dass in der Jungsteinzeit mit dem beginnenden Ackerbau vor allem Lösböden besiedelt wurden, bestätigen." Innerhalb von Sekunden hat der Computer die Lösflächen im Spessart zusammen mit den steinzeitlichen Fundstätten dargestellt. In manchen Fällen stimmen die Orte auch genau überein, wie zum Beispiel bei Funden in der Nähe von Altenhaßlau.

Allerdings ist immer noch ein kundiger Blick nötig, um die Daten zu interpretieren. Zum Beispiel zeigt das System am Kasseler Erkberg eine Fundstelle weitab jeder Lösfläche. Jung dazu: "Viele Lösflächen, die in der Vorgeschichte existierten, wurden im schon im Hochmittelalter weggeschwemmt." Grund sei der starke Ackerbau und die damit verbundene Erosion. "Fast jeder Quadratmeter im Spessart war schon einmal besiedelt", ergänzt der Forscher.

Auch konnte Jürgen Jung schon veröffentlichte Lehrmeinungen mit dem GIS widerlegen. Er erklärt: "Zum Beispiel wurde publiziert, dass die bei der Gründung Glashütten im Spessart immer auf die verkehrsgünstige Lage in der Nähe der alten Handelswege geachtet wurde, weil keine weiter als drei Kilometer von euer Handelsstraße entfernt liegt." Das habe sich aber mit einem Blick auf eine eigens erstellte Karte als Trugschluss erwiesen. Jung holte eine Karte, mit den Glashüten und den alten Handelswegen auf den Bildschirm. Tatsachlich war fast keine Glashütte weiter als drei Kilometer entfernt von einer Handelsstraße.

Allerdings: Auf der Karte fand sich im gesamten Spessart fast kein Punkt, er weiter als drei Kilometer von einer alten Handelsstraße entfernt liegt. Zum Beispiel die alte Kempfenbrunner Hütte: Sie liegt exakt l075 Meter entfernt von der Wiesener Straße. Bis zur Birkenhainer Straße sind es in der anderen Richtung aber auch nur 3,6 Kilometer. Auch konnte Jung darstellen, dass die alten Straßen exakt den Wasserscheiden folgen. So konnten die Menschen die sumpfigen Täler und die Hänge umgehen und relativ bequem auf der Höhe reisen.

Künftig wollen Spessartprojekt und di Entwicklungsgesellschaft Hesselberg enger zusammen arbeiten. Ute Vieting erläuterte eine Idee, die ihr vorschwebt: "Unsere beiden Regionen, Spessart und Hesselberg, verbindet der Limes." Daraus könnten später noch weitere Projekte entspringen.

 

Tauschen sich aus (von links): Vieting, Jung und Himmelsbach.


 
design: Kai M. Wurm
menu back print