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Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2002

Erinnerung an Steinzeit-Bauern

Sonderausstellung "8000 Jahre Siedlungsgeschichte Eichelsbach"

Elsenfeld Bruchstücke von sorgsam verzierten Tongefäßen, die den ersten seßhaften Menschen im Spessart gehörten, sind am Pfingstwochenende im Heimatmuseum Eisenfeld zu sehen. Die auf den ersten Blick unscheinbaren Scherben erinnern an die rund 7500 Jahre zurückliegende ältere Jungsteinzeit. Damals stellten die ersten Bauern und Viehzüchter Mitteleuropas "Linearbandkeramik" mit regelmäßigem, fein eingeritztem Dekor her, um darin zu kochen und ihre Vorräte aufzubewahren. In dem Spessartdorf Eichelsbach wurden vor mehr als 100 Jahren erste Überreste aus dem Neolithikum gefunden, die belegen, daß auch im Spessart und nicht nur in den Flußauen von Rhein und Main Menschen mit Steinwerkzeugen bis zu 30 Meter lange Wohn- und Vorratshäuser aus Eichenbalken und lehmverstrichenem Flechtwerk gebaut haben. Sie hielten Schafe und Ziegen, die ihre Europa besiedelnden Vorfahren aus dem Orient mitgebracht hatten. Und sie bauten Getreide an, das sie in großen bauchigen, zum Schutz aufgehängten Gefäßen aufbewahrten.

Die Ausstellung in Elsenfeld erinnert gleichzeitig an den Mann, der den Steinzeit-Bauern im Spessart als erster Forscher auf der Spur war, und das mit glühendem Eifer. Der aus Schlesien stammende Freiherr Elmar von Haxthausen kaufte sich 1872 einen Gutshof in Eschau-Sommerau und betätigte sich als Amateurarchäologe. Kleine Steinbeile kaufte er den Bürgern zu Preisen von zehn Pfennig oder auch eineinhalb Reichsmark ab, für große Steinbeile zahlte er bis zu 16 Reichsmark. Den größten Teil der von ihm gesammelten 239 Beile vermachte Haxthausen einem Berliner Museum, wo sie in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs verlorengingen.

Die Funde, die Häxthausen nach München verschenkte, überdauerten hingegen den Krieg. Freilich wären sie beinahe in einem der vielen Magazine der Bayerischen Staatssammlung vergessen worden. Wie Wilfried Hamann, Vorsitzender des Elsenfelder Heimat- und Museumsvereins, bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag abend sagte, habe sich 1960 ein Interessent die Gegenstände zum vorletzten Mal angesehen. Der nächste und bislang letzte war erst 40 Jahre, später Gerrit Himmelsbach, Leiter des archäologischen Spessartprojekts, der bei seiner Vorbereitungsarbeit für den Kulturrundweg "Am Weißen Leimen" die Haxthausensche Spur wiederaufnahm.

Himmelsbach und Hamann brachten die Fundstücke nach Würzburg, wo sie am Institut für Vor- und Frühgeschichte untersucht und katalogisiert wurden. Nach der Elsenfelder Ausstellung sollen die Zeugnisse aus der Jungsteinzeit wieder im Dunkel der Münchner Magazine verschwinden, damit sie - das haben Verantwortliche der Staatssammlung Hamann zu verstehen gegeben -"der Wissenschaft weiterhin zur Verfügung stehen".

Ein Exponat von "8000 Jahre Siedlungsgeschichte Eichelsbach" wird aber in Eisenfeld verbleiben: der vor sechs Jahren bei Kabelverlegungsarbeiten in Eichelsbach gefundene große Tonkessel. Würzburger Archäologen haben ihn zusammengesetzt und teilweise rekonstruiert. Die Familie, auf deren Grundstück die Scherben entdeckt wurden, hat den Kessel dem Heimat- und Museumsverein als Dauerleihgabe überlassen.

Die Sonderausstellung "8000 Jahre Siedlungsgeschichte Eichelsbach" im Heimatmuseum Eisenfeld ist geöffnet am Samstag von 13 bis 16 Uhr sowie am Pfingstsonntag und -montag jeweils von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.


 
design: Kai M. Wurm
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