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Hintergrund: Die großen Mainfluten
Am
St. Magdalenentag des Jahres 1342 - das entspricht dem 21. Juli nach unserer
Zeitrechnung - wurde Mitteleuropa vom vermutlich größten Hochwasser
dieses Jahrtausends heimgesucht. Nach längerer Trockenheit folgte ein "zwei
Tage anhaltender außerordentlicher Wolkenbruch". Damals stand das
Wasser des Mains in Würzburg bis nahe an den Dom. Aus der Rheinregion wird
berichtet, daß im Mainzer Dom "das Wasser einem Mann bis zum Gürtel
stand" und man in Köln mit Booten über die Stadtmauer fahren
konnte. In den Chroniken von Regensburg, Passau und Wien wird das Magdalenenhochwasser
als katastrophales Donauhochwasser beschrieben; ebenso an Mosel, Moldau, Elbe,
Werra, Unstrut und Weser. Selbst Kärnten und die Lombardei wurden vom Hochwasser
heimgesucht.
Seltene Regenereignisse kombiniert mit Eisstoß oder Schneeschmelze führen
seit vielen hundert Jahren immer wieder zu Hochwassern, die den Menschen außergewöhnlich
vorkommen. Will man die Frage beantworten, ob das Wasser heute höher oder
häufiger steigt als früher, sollte man sich zunächst die höchsten
Werte der Vergangenheit anschauen. Ab etwa 1000 n. Chr. berichten Hochwassermarken
und alte Chroniken von großen Hochwassern und deren Auswirkungen.
Für einige Meßstellen in den heutigen Flüssen - sogenannte Pegel
- konnten aus diesen alten Zeugnissen die Wasserstände und Abflüsse
historischer Hochwasser rekonstruiert werden.
1179
Bamberg: " ... war die Strenge des Winters und die Menge des Schnees außerordentlich,
so daß die Überschwemmungen der Flüsse die Saatfelder fast alle
vernichteten."
1206
"Eine sehr große Überschwemmung der Gewässer,..., so daß
der Main sich auf 32 Ellen Höhe erhob, der Rhein gewisse Schutzwehre zerstörte
und mehrere 1000 Männer, Frauen und Kinder ertränkte,..."
1306
Würzburg, Frankfurt: Große Hochwasser an Rhein, Main, Werra, Weser,
Saale. Steinerne Brücke in Würzburg beschädigt. "... ist
der Meyn zu Franckfurt von eiß und gewäßer so gros gewesen,
daß er die zwen thürn und den mehrern theil an der brücken hat
hinweg gestosen und ist damaln ein groß volk von mannen und frawen bei
500 menschen auf der brükken gestanden, davon sind 10 umbkommen."
1342
"...In diesem Sommer war eine so große Überschwemmung der Gewässer
durch den ganzen Erdkreis unserer Zone, die nicht durch Regengüsse entstand,
sondern es schien, als ob das Wasser von überall her hervorsprudelte, sogar
aus den Gipfeln der Berge,... und über die Mauern der Stadt Köln fuhr
man mit Kähnen... Donau, Rhein und Main... trugen Türme, sehr feste
Stadtmauern, Brücken, Häuser... und die Bollwerke der Städte
davon. ... und die Schleusen des Himmels waren offen, und es fiel Regen auf
die Erde wie im 600. Jahre von Noahs Leben,... ... ereignete es sich in Würzburg,
daß dort der Main mit Gewalt die Brücke zertrümmerte und viele
Menschen zwang, ihre Behausungen zu verlassen."
1413
"Item ze Wirczpurg (Würzburg) kom daz wasser in der nacht, do die
lewt slieffent; do war der Men (=Main) alz groz, daz all keler vol wurden,...
et tet daz wasser grossen schaden über all... item ez gedacht kein mensch
in 40 oder in 50 iaren keine grössern wasser... Pegnitz, Nürnberg:
... do ward ze Nürenperg die Begicz alz groz, daz daz wasser gieng gen
unsser frawen auffher,..."
1451
Bamberg: ... infolge der vorangegangenen anhaltenden Regengüsse eine so
große Überschwemmung, die zugleich mit dem Eisgang unschätzbaren
Schaden an den Brücken und Mühlen anrichtete. Nürnberg: "
... wuchs die Pegnitz in eim halben tag vom Riter bis an Schoppers haus... Das
wasser raiß all prucken und alle steg hin,... das wasser gefil in zweien
tagen,..."
1546
Würzburg: " ...fing der Main an zu steigen und stieg so hoch, daß
er bis an das Schodershaus auf dem Markte ging; diese Überschwemmung that
allenthalben villen Schaden."
1551
Würzburg, Kitzingen, Ochsenfurt, Schweinfurt: "... ist zu Wirtzburg
und daselbst umher ein sehr grosser Regen mit Donner und Blitz eingefallen,
daß der Mayn zusehens gewachsen, kleine Bäch dermasen angeloffen,
als wann es grosse Ströhm wären, dadurch an Aeckern und Wiesen, Weingärten,
Gebäuden und anderen grosser Schad geschehen."
1558
Schweinfurt: "... ist ein erschrecklicher Eisbruch, welcher am Judenanger
Spiß hoch uf einander geschoben, gestanden, und, als ehe das Eisz abgangen,
14 Tage in einander stecken blieben."
1561
Schweinfurt: " ... ist das Eis im Main mit groszer Gewalt gangen und an
der euseren Brücke 4 Joch in der Mitte sauber hinweg genommen, welches
Eis 15 Zoll dick gewesen. ist das oberländisch Eis gangen und gedachter
Brücke noch 2 Joch hinweg genommen,..."
1595
Pegnitz: "Da war die Pegnitz überfroren, /... Und ist das Eiß
gangen von der statt,/... Und ist die Brucken da mit Knallen / Mit etlich Leuten
eingefallen etc. Es traf die Stadt das Unglück einer dreimaligen Überschwemmung,
die vom grossen Schnee, dem schnellen Aufthauen, anhaltenden Regen, in den letzten
Tagen des Februars erfolgte... Dieselbe Messingtafel..., die 6 Schuh vom Erdboden
hoch angemacht war, wurde von der Flut um 1 Elle übertroffen..." Main,
Schweinfurt, Kitzingen u.a.: Hochwasser durch Schneeschmelze außerordentlich
angewachsen. Großer Schaden, da mehrere Brücken fortgerissen wurden.
Es ertranken Menschen und Tiere.
1633
Würzburg: " ... Es ist der Mayn also gros und schnell gewachsen, daß
er an die Ziffer Zahl 1595 am steinern Eck,... gangen und gestanden."
1655
Nürnberg: " ... und demnach bey eingefallenem linden Wetter etliche
Tage nach einander starck geregnet / hat es den Schnee vom Gebürg herab
gehend gemacht / und hiedurch das Wasser / die Pegnitz genannt / also erhöhet
/ daß alle Häuser in den niedrigen Gassen der Stadt / und theils
auff 3 Elen tieff im Wasser gestanden /..."
1658
Schweinfurt: Das Maineis brach und riß 2 Brückenjoche ab.
1682
Frankfurt: "Die Mainbrücken hat im Wasser gestanden, daß kein
Bogen, sondern nur als ein Mauer gesehen worden ist, ... Es nimmt das Wasser
so schnell ab / als es anfänglich gewachsen." Ochsenfurt: Bei hohem
Wasserstande und durch den Eisgang werden die beiden äußeren Pfeiler
der Brücke ruiniert.
1709
Kitzingen, Ochsenfurt: "Es liesse die Kälte wieder nach, folgete ein
Regen-Wetter bey 4. Täg, wobey der Mayn aufgangen, und sich also ergossen,...
Was das Wasser für Schaden... gethan habe,... ist nicht zu beschreiben."
1732
Regnitz: "Außerordentliche Wasserfluthen, als Folgen eines stark
anhaltenden Regens, haben die in der Mitte liegenden Provinzen Deutschlands
betroffen,... haubtsächlich im Fränkischen Kreise, in dessen Theile
gegen Morgen in der Oberpfalz so wol, als noch mehr gegen Abend im Würzburgischen
und Wertheimischen, unaussprechlichen Schaden gethan. Auch die Stadt Nürnberg
litte sehr, doch nicht so viel als die Stadt Schwabach."
1784
Das Hochwasser von 1784 im Maintal kann wie auch in anderen Flußgebieten
Mitteleuropas als eines der größten Hochwasser in historischer Zeit
angesehen werden. Die außergewöhnliche Höhe der Flutwelle war
auf die Regenfälle, die Schmelzwassermengen und auf Eisstau zurückzuführen.
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